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18.04.2013
Die Universitäten in der Phase des Niedergangs

In Europa blicken wir nun auf eine fast tausendjährige Geschichte der Universitäten zurück. Und diese Geschichte ist eine in Zyklen vom ständigen Auf- und Abstieg der Wissenschaften. Bisher liefen die Phasen des Tiefs immer gleich ab: unter politischem Druck wurden die Universitäten gezwungen, Teile des wissenschaftlichen Arbeitens zugunsten anderer Aufgaben aufzugeben. Manche dieser Phasen dauerten über Hundert Jahre an, bis der Wissenschaftsbetrieb wieder auf die Beine kam. Besonders im Argen lag die Situation unter Maria Theresia, wo 1775 und den darauf folgenden Jahren nur „tüchtige und loyale Beamte” an den Universitäten „ausgebildet” werden sollten.

Im Zuge gesellschaftlicher Umbrüche wurde die „Freiheit der Wissenschaft und ihrer Lehre” und später auch jene der Künste durch das Staatsgrundgesetz abgesichert. Ab da an sollte die Politik den Wissenschaftsbetrieb nicht mehr zum Erliegen bringen können, weder auf der Ebene der Institution noch auf jener der wirkenden Personen – so die Theorie. In der Praxis sind die Wissenschaftsfreiheiten Abwehrrechte. Es benötigt daher selbst- und verantwortungs-bewußte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die breit sind, sich solchen Angriffen entgegen zu stellen. Und dabei hilft ihnen die Verfassung.

Mit Hybridformen in den negativen Zyklus

In den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts wurden die Wissenschaften zu einer wirtschaftlichen Ausrichtung gedrängt bis im Jahr 2002 ein Bruch vollzogen wurde, indem die Universitäten völlig einem Regulierungssystem nach Vorbild der Mobilfunkbranche übergeführt wurden. ( Die Regulierung der Universitäten). Viele Universitätsangehörige arbeiten seitdem fleißig an der Zurückdrängung der Wissenschaften zu Gunsten von Hybridformen aus Wissenschaft und Wirtschaft mit. Vom heftigen Widerstand früherer Tiefphasen kann heute keine Rede mehr sein. Damit verkommt des Grundrecht auf Wissenschaftsfreiheit aber zu einer Schimäre. Die Befristung von Dienstverträgen neuen wissenschaftlichen Personals begünstigt diese Entwicklung. Natürlich leben wir heute in einer Zeit, die sich schneller wandelt. Und es wird daher auch keine 100 Jahre brauchen, bis die Wissenschaft wiederersteht – aber 30 könnten es schon werden.

Das Hier und Jetzt

Heute hat das Wissenschaftsministerium die Ausschreibung der Strukturfondsmittel für Kooperationen in der Höhe von 63 Millionen Euro verkündet ( OTS). Verkauft werden diese als zusätzliche Mittel für die Universitäten. In Wirklichkeit sind es aber nur jene Gelder die früher als Formelbudget ausgezahlt wurden. Auch die Höhe ist irreführend, da es sich um die Summe für 2013 bis 2015 handelt. Ziel der Ausschüttungen ist dabei, eine Anschubfinanzierung für genau jene Hybridformen zu leisten, die die Grundlagenforschung – das Herzstück der Universitäten – weiter schrumpfen lassen, anstatt diese besser zu dotieren. Da von den Strukturfondsmittel nur jeweils maximal ein Drittel der notwendigen Kosten gedeckt werden, werden sogar weitere Mittel aus dem Wissenschaftsbetrieb heraus gezogen.

Darüber hinaus verweist das Ministerium noch auf weitere Komponenten der Strukturfondsmittel. Unter dem Stichwort „wirkungs- und leistungsorientierte Finanzierungsform” wird der künstlich geschaffene Wettbewerb zwischen und innerhalb der Universitäten angeschnitten. Dieser Wettbewerb war ursprünglich als Teil-Indikator für die „Leistungsvereinbarungen”, eine andere Finanzierungsquelle der Universitäten, konzepiert worden und schwappt nun hier über. In diesem Indikator sind Studierende und das wissenschaftliche Personal nur Produkte um höhere Mittel durch die jeweilige Universität auf Kosten der anderen Universitäten zu erlangen.