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Im Online-Standard hat sich eine grundlegende Diskussion über den Zustand der Universitäten entsponnen, die einen acht-teiligen Beitrag meinerseits erforderte. Diesen will ich hier in zusammen gesetzter Form nicht vorenthalten.
Das Posting
Universitäten laufen anders ab als Wirtschaftsbetriebe. Zunächst gibt es da die Freiheit der Wissenschaft und ihrer Lehre - ein Grundrecht. Dieses schützt die Universitäten vor politischen Übergriffen, zumindest sollte das so sein. Dieses Grundrecht hat Auswirkungen auf die Arbeitsweisen und führt in Verbindung mit einer seit mehreren Jahrzehnten fortschreitenden Spezialisierung der einzelnen Fachbereiche dazu, dass die Anzahl jener Personen, die fachlich miteinander zu tun haben, immer kleiner wird. Mit dem Universitätsgesetz 2002 als Grundlage hat die Politik unter kräftiger Mitwirkung der Leitungsorgane der Universitäten einen künstlichen Wettbewerb zwischen den staatlichen Universitäten und auch innerhalb einer Universität geschaffen, da die Privatuniversitäten als Konkurrenz zu unbedeutend sind. Dies führte zu einer weiteren Abkapselung der einzelnen Personen voneinander. Das wichtigste Druckmittel für die politisch gewünschten Entwicklungen sind die knappen finanziellen Ressourcen um die die Universitäten gegeneinander kämpfen und alle drei Jahre das Ergebnis dieser Auseinandersetzung sich in den Leistungsverträgen widerspiegelt, die bereits teilweise indikatorgesteuert sind. Hinzu kommen rein indikatorgesteuerte Mittel durch den Strukturfunds (ehemals Formelbudget), über den der Artikel handelt. Die Leitungsorgane spielen dieses Spiel auf der entsprechenden Universität weiter. Oder ums kurz zu sagen: Das Gemeinsame einer Universität ist die von den Pressabteilungen der Rektorate nach außen präsentierte Fassade. Hinter dieser Fassade steht eine Bruchbude!
Dann haben wir die Sache mit den Neuanstellungen. Bis auf die Profs. finden diese nur befristet statt für zwei oder fünf Jahre und in vielen Fällen läuft das auch bei den Profs. so ab. Mehrere dieser neu Eingestellten werden zu massiven unbezahlten Überstunden gedrängt, mit der Aussicht, dass eine von etwa sieben Personen eine einmalige Verlängerung des befristeten Vertrags bekommt. Danach gibt es keine weitere Verlängerung, da es dann ein Kettenvertrag wäre, der eine unbefristete Einstellung einklagbar macht. Für jemanden, der einen akademischen Abschluss inne hat, ist auch das Einstiegsgehalt weit zu gering. Wir haben also eine Ausbeutung schon über das körperliche Limit hinaus, bei mangelnder Entlohnung und dem Wissen, dass eine akademische Karriere in Österreich eine Sackgasse ist. Welche Leute sich da bei Ausschreibungen noch bewerben kann man sich ja vorstellen. Nichts gegen die löblichen Ausnahmen, die es darunter noch immer gibt.
Am Anfang müssen sich die Neuangestellten nicht nur um den akademischen Ruf mittels Publikationen sorgen, sondern sich vermehrt um das Eintreiben von Drittmitteln kümmern. Die erwarteten Drittmittel sind im Übrigen das wichtigste Kriterium, wer bei einer Neueinstellung genommen wird. Die fachliche Kompetenz ist da zweitrangig. Kümmert sich dann noch jemand um die Lehre, so wird dieser Person nahegelegt sich statt dessen um weitere Drittmittelakquiration zu kümmern. Damit wird die Lehre schleichend immer schlechter, bis sie nach Pensionierung der letzten unbefristeten Person im Bodenlosen angekommen ist. Damit sinkt die Qualität des künftigen wissenschaftlichen Nachwuchses zunehmens und die Spirale dreht sich weiter nach unten.
Weiters hat das Universitätsgesetz 2002 der zahlenmäßig kleinsten Gruppe - den Uniprofs. - in allen Kollegialorganen die absolute Mehrheit eingeräumt. Und die Beschlusserfordernis wurde selbst für die Satzung der Universität auf eine einfache Mehrheit - ja jener der Profs - reduziert. Und diese Profs. schweben nur mehr in reiner Selbstherrlichkeit. Die übrigen drei Kurien (akademischer Mittelbau, Studierende und allgemein Bedienstete) sind nur lästiges Beiwerk und als solches werden diese Menschen auch behandelt. Dass es vor allem die Leistungen des akademischen Mittelbaus sind, die wissenschaftliche Erkenntnisse hervorbringt und die Lehre irgendwie noch am Laufen halten, kümmert die Profs. nicht. Diese sind nur damit beschäftigt, wie sie die Leistungen ihrer Untergebenen oder sagen wir ruhig Untertanen, für sich selbst (Erstnennung Profname) verwerten können.
Der Senat ist auch so eine Sache. Nicht nur die Mehrheit der Profs. spielt hier rein, sondern auch, dass die Genehmigung der Studienpläne die einzige Kompetenz ist, deren Nichtwahrnehmung nach außen auffallen würde. Die Senate der Universitäten tagen - mit Ausnahme der TU Graz - in nicht öffentlichen Sitzungen und deren Mitglieder sind weisungsfrei. Kannst Du dir eine schlimmere Behörde, und das ist ein Senat, vorstellen? Aber genau dieses Gremium müsste dem Rektorat von Zeit zu Zeit auf die Finger klopfen und in anderen Zeiten das Rektorat unterstützen - je nach Erfordernis. Die Realität ist aber Lethargie. Und wer es wagt Initiative zu ergreifen rennt gegen eine Mauer.
Unter diesen Bedingungen kann man keine herzeigbaren Leistungen erbringen oder verlangen. Deshalb gehören die Fassaden abgerissen, die Hässlichkeit dahinter sichtbar gemacht, die Leitungsorgane und das Wissenschaftsministerium zum Teufel gejagt sowie danach die Universitäten von Grund auf neu aufgebaut!
Der Standard-Artikel und die Diskussion dazu: